Aktuelle Trends in der News-Branche und der Einsatz von KI in Medienhäusern

Der Digital News Report 2023 zeigt aktuelle Trends zum Nachrichtenkonsum. Außerdem haben verschiedene Medienhäuser verraten, wie sie mit KI experimentieren.

Digital News Report 2023: Trends und Herausforderungen in der Nachrichtenbranche

Das Reuters Institute for the Study of Journalism (RISJ) ist Herausgeber des Digital News Report, einer der weltweit umfangreichsten Studien zum Nachrichtenkonsum. Für den News Report 2023 hat das RISJ mehr als 93.000 Menschen in 46 Märkten zu ihrem Nachrichtenkonsum befragt.

Aus der Studie geht unter anderem hervor, dass die Abhängigkeit des Publikums von digitalen und sozialen Plattformen steigt. Darunter leiden die werbefinanzierten und abonnementbasierten Geschäftsmodelle der Medienunternehmen, da sich sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen mit Ausgaben stark zurückhalten.

In vielen Ländern ist abnehmendes Interesse an Nachrichten zu beobachten. Das geht mit dem schwindenden Vertrauen in die Qualität der Medien und einer zunehmenden Entfremdung zwischen Journalist:innen und potenzieller Leserschaft einher.

Die Interaktion mit Online-Nachrichten über das bloße Konsumieren hinaus geht zurück. Gerade einmal ein Fünftel der Befragten teilt und kommentiert Online-Nachrichten. 47 Prozent halten sich vom Nachrichtengeschehen fern.

Bei jüngeren und gebildeten Konsument:innen erfreuen sich Nachrichten-Podcasts großer Beliebtheit. Von den Befragten aus 20 Ländern hört circa ein Drittel monatlich einen Podcast.

Die Geschäftsmodelle der Nachrichtenindustrie leiden unter dem Wirtschaftsrückgang. Mehr als ein Drittel der Abonnenten sagen, dass sie ihr Online-Nachrichten-Abonnement gekündigt oder neu ausgehandelt haben. Der durchschnittliche Anteil derer, die für Online-Nachrichten zahlen, bleibt in mehr als 20 Ländern im zweiten Jahr in Folge bei 17 Prozent.

Wie können Verlage auf diese Entwicklungen reagieren?

  • Optimierung der Reichweite und des Engagements auf sozialen Medien, Nutzung von Newslettern und effektives SEO: Verlage sollten ihre Präsenz auf sozialen Medien maximieren, Newsletter einsetzen und SEO-Strategien anwenden. Zudem sollten sie Inhalte für verschiedene Plattformen und Formate anpassen.
  • Besseres Verständnis und Bedienung des Publikums: Sie sollten Wege finden, ihr Publikum besser zu verstehen und relevante, glaubwürdige und attraktive Inhalte mit Mehrwert anzubieten. Gleichzeitig sollten sie das Vertrauen in ihre Marke und ihre journalistischen Standards stärken.
  • Transparenz bei der Auswahl und Präsentation von Inhalten: Verlage sollten offenlegen, wie sie ihre Inhalte auswählen und präsentieren und den Nutzenden mehr Kontrolle über ihr Nachrichtenerlebnis ermöglichen.
  • Förderung und Moderation der Interaktion: Verlage sollten ebenfalls Maßnahmen ergreifen, um die Interaktion mit Leser:innen zu fördern und zu moderieren. Dazu gehört eine vielfältige und inklusive Kommentarkultur sowie die Bereitschaft zum konstruktiven Dialog mit dem Publikum.
  • Steigerung des Interesses an Nachrichten und Reduzierung der Nachrichtenvermeidung: Medienunternehmen können diese Ziele erreichen, indem sie verschiedene Themen und Perspektiven abdecken, positive und lösungsorientierte Storys erzählen und die emotionale Resonanz ihrer Inhalte berücksichtigen.
  • Erkundung der Möglichkeiten von Podcasts: Mit Podcasts können Verlage ihr Publikum langfristig erweitern, binden und monetarisieren.
  • Überprüfung und Optimierung der Abonnementstrategie: Die Abonnementstrategie sollte ständig optimiert werden. Dadurch können bestehende Abonnent:innen gehalten und neue gewonnen werden. Verlage sollten den Wert ihrer Inhalte kommunizieren und flexible Preise und Pakete anbieten.

Den kompletten Digital News Report 2023 finden Sie beim Reuters Institute for the Study of Journalism.

KI in der Praxis: Wie Medienunternehmen von künstlicher Intelligenz profitieren

KI ist keine Science Fiction mehr, sondern kann Medienunternehmen in vielen Bereichen unterstützen. Ob Content-Produktion, Vermarktung, Analyse oder Prozessoptimierung – KI bietet vielfältige Möglichkeiten, Qualität, Effizienz und Relevanz von Medienangeboten zu steigern. Doch wie setzen Medienunternehmen die Technologie konkret ein und welche Erfahrungen haben sie damit gemacht? Das Branchenmagazin Kress Pro hat sich umgehört.

RTL Deutschland setzt KI vor allem für digitale Angebote und die Streamingplattform RTL+ ein. Die KI-basierte Suche, Algorithmen für einen personalisierten Seitenaufbau oder Empfehlungsalgorithmen sind Beispiele für Technologien, die RTL mit Hilfe von Content- und Userdaten entwickelt. RTL Deutschland nutzt KI auch im Contextual Advertising, um passende Werbemittel zum Inhalt auszuwählen. Zudem ermittelt KI die Zufriedenheit der Leserinnen und Leser. RTL Deutschland sieht KI als einen Wendepunkt und als Chance, ihr Kernangebot zu skalieren und auszubauen.

Im Landwirtschaftsverlag ist KI bereits seit Jahren in Prozesse und Produkte integriert. Algorithmen des maschinellen Lernens kommen bei Business Analytics, Data Mining, Predictive Analytics und Produktempfehlungen zum Einsatz. Darüber hinaus hilft KI bei der Bilderkennung, der Datenklassifikation und der Abwehr von Spam und unerwünschten Bots auf Webseiten. Im Bereich der generativen KI werden erste Forschungs- und Entwicklungsprojekte durchgeführt und Prototypen erstellt, um die Möglichkeiten auszuloten. Der Verlag hat ein umfangreiches Netzwerk von Partnern und Dienstleistern aufgebaut und fördert den Austausch von KI-Expert:innen über alle Unternehmensbereiche hinweg.

Die Vogel Communications Group testet die Unterstützung von KI bei der Programmierung und setzt beispielsweise auf die Integration von OpenAI in ihre Entwicklungsumgebung. Außerdem wird der Einsatz von Microsoft Copilot für Office und Dynamics evaluiert. Um das Know-how zu erweitern, haben sie eine unternehmensweite Austauschgruppe eingerichtet und nutzen externe und interne Vorträge sowie regelmäßige Treffen in der „KI Business Lounge“, bei denen sich Mitarbeitende, Forscher:innen, Anwender:innen und Studierende austauschen und vernetzen können.

Heise Online hat ebenfalls verschiedene Anwendungsbereiche für KI identifiziert. Der Verlag testet den Einsatz von künstlicher Stimme für einen IT-Nachrichten-Podcast. Darüber hinaus nutzt die Redaktion KI für die Erstellung von Bildern, die Entwicklung redaktioneller Formate, Übersetzungen, Rechtschreibprüfung und Formulierungshilfen. Sie experimentieren auch mit ChatGPT als Ideenquelle für Artikel.

Die Redaktion betont, wie wichtig es ist, selbst zu recherchieren und KI-Influencer:innen und -Entwickler:innen zu verfolgen, um auf dem neuesten Stand der Technologie zu bleiben. Geplante teamübergreifende Workshops sollen den internen Wissensaustausch fördern und eventuell externe Berater einbeziehen.

Aus den Erfahrungsberichten lassen sich folgende Lehren für andere Redaktionen ziehen:

  • Start mit konkreten Anwendungsfällen: Identifikation spezifischer Bereiche, in denen KI den Arbeitsalltag verbessern könnte, wie automatische Kategorisierung von Inhalten oder Unterstützung bei Übersetzungen.
  • Aufbau von Expertise: Mitarbeitenden Möglichkeiten geben, sich mit KI-Technologien vertraut zu machen. Hierfür bieten sich Schulungen, Workshops und der Austausch mit Expert:innen an.
  • Etablierung einer Community des Wissensaustauschs: Schaffung von Plattformen, auf denen Mitarbeitende Erfahrungen, Best Practices und Herausforderungen im Umgang mit KI teilen können.
  • Kooperationen und Partnerschaften: Erkundung von Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit Unternehmen, Organisationen oder Hochschulen, um das Wissen und die Fachkompetenz im Bereich der KI zu erweitern.
  • Aktualität: Um das gesamte Spektrum der Technologie nutzen zu können, müssen die Kenntnisse über Entwicklungen, neue Anwendungen und bewährte Verfahren auf dem neuesten Stand gehalten werden.

Die erfolgreiche Integration von KI in den Arbeitsalltag erfordert eine Kombination aus strategischer Planung, Wissensaufbau und enger Zusammenarbeit zwischen Technologie und Fachwissen. Durch den gezielten Einsatz von KI können Redaktionen effizienter arbeiten, innovative Inhalte entwickeln und sich für die Zukunft positionieren.