Netceteras Software automatisiert komplexe Steuerfälle

Innovatives Grossprojekt zur Unterstützung der Finanzbranche in einem Umfeld rasanten Wandels

Mit der Softwarelösung „Abgeltungssteuer“ hat die Grossbank UBS AG die Besteuerung der Vermögen von Kunden aus Österreich und Grossbritannien im Rahmen des bilateralen Abkommens der Schweiz implementiert. Was einfach klingt, hat einen komplexen Hintergrund. Netcetera beschäftigte in ihrem bislang grössten Projekt während anderthalb Jahren ein internationales Team von 40 Mitarbeitenden. Der IT-Anbieter hat erfolgreich unter sich laufend ändernden Rahmenbedingungen und hohem Zeitdruck einen innovativen Weg gefunden, um mit einem unkonventionellen – aber hocheffizienten – Verfahren die regulatorischen Anpassungen am Kernsystem der Bank sicher zu stellen. Das Projekt zeigt beispielhaft die Automatisierung von vielschichtigen Geschäftsprozessen.

Das Projekt

Die Schweizer Banken werden mit dem System der Abgeltungssteuer verpflichtet, Finanzerträge vom Vermögen ihrer ausländischen Kunden entsprechend den Vorgaben der jeweiligen Länder zu besteuern und das Steuersubstrat an die anspruchsberechtigten Staaten weiterzuleiten.
Im Winter 2011 zeichnete sich ab, dass es zu einem solchen Abgeltungssteuer-Abkommen zwischen der Schweiz und verschiedenen Ländern kommen würde. UBS AG suchte daraufhin mit ihrem langjährigen IT-Partner Netcetera nach einer Möglichkeit, das aufwändige Abwicklungsverfahren zu automatisieren.

Kern des Grossprojekts „Abgeltungssteuer“ war es, komplexe Sachverhalte aus dem Finanzwesen – in diesem Fall Steuersysteme für verschiedene Länder – über eine IT-Lösung so abzubilden und zu standardisieren, dass sich mit dem entsprechenden Produkt sämtliche relevanten Transaktionen verarbeiten lassen. Neben der Besteuerung von zukünftigen Erträgen musste zusätzlich eine separate Lösung zur Einmalbesteuerung der Vergangenheit implementiert werden.

Die entsprechende Softwarelösung wurde trotz des hohen Zeitdrucks rechtzeitig zur Inkraftsetzung der Staatsverträge zwischen der Schweiz, Österreich respektive Grossbritannien in der Bank nutzbar.

Die Herausforderung

Das Grossprojekt „Abgeltungssteuer“ erforderte von den Beteiligten die Fähigkeit, innert kürzester Zeit komplexe Sachverhalte aus dem Finanz- und Steuergesetzesbereich zu analysieren sowie in eine entsprechende Software umzusetzen. Dabei stellten sich verschiedene Herausforderungen:

Der Zeitdruck liess erstens keine serielle Implementierung zu. Noch während die Gesetzesgrundlagen von den Steuerbehörden von Deutschland, Grossbritannien und der Schweiz erarbeitet wurden, bauten die IT-Fachleute bereits das Programm in die IT-Systeme der Grossbank ein. Zusätzlich wurde 7 Monate vor Inkraftsetzung des Steuerabkommens ein weiterer Staatsvertrag mit Österreich abgeschlossen. Verlässliche Spezifikationen für die Softwarelösung waren erst wenige Wochen vor dem Go Live erhältlich und mussten somit innert kürzester Zeit eingearbeitet werden. Schon zu Beginn des Projekts zeigte sich zweitens, dass ein herkömmliches Software-Testverfahren unter den herrschenden Rahmenbedingungen (Komplexität, Änderungen des Umfangs, Internationalität, Wandel, Zeitdruck) nicht realisierbar war. Ein innovativer und unkonventioneller Ansatz war deshalb gefragt:

Die schwer abschätzbaren finanz- und steuertechnischen Bedürfnisse von Morgen mussten schliesslich akkurat in eine Programmiersprache übersetzt und mit einer zukunftsweisenden Architektur und Methode ins bestehende IT-System eingebaut werden.

Die Lösung

Dank dem innovativen Ansatz von Netcetera steht der Grossbank UBS AG heute eine Softwarelösung zur automatisierten Berechnung und Abwicklung der Abgeltungssteuer zur Verfügung. Anhand des Projektes „Abgeltungssteuer“ zeigt sich, dass sich selbst vielschichtige Geschäftsprozesse standardisieren lassen.

Bei der Umsetzung wurden die unterschiedlichen Steuersysteme der Länder Österreich, Grossbritannien und Deutschland (das Abkommen zwischen Deutschland und der Schweiz scheiterte kurz vor dem Go-live der Lösung) auf rund 50 standardisierte Fälle heruntergebrochen. Anhand dieser Elemente lassen sich sämtliche steuerrelevanten Transaktionen erfassen und in einer Steuerabrechnung präsentieren. Die Softwarelösung ist wie ein Zahnrad in die bestehende Landschaft der UBS eingepasst und gewährleistet für praktisch alle Fälle eine automatisierte Verarbeitung.Das Projekt „Abgeltungssteuer“ ist das bislang grösste von Netcetera je umgesetzte Einzelprojekt: Bis zu 40 Personen waren an verschiedenen Standorten als internationales Team an der Realisierung beteiligt. „Die fristgerechte Umsetzung zeigt, dass wir in der Lage sind, grosse Projekte rasch und auch unter sich ständig verändernden Vorgaben erfolgreich zu stemmen“, freut sich Wolfgang Habicht, technischer Leiter des Projekts bei Netcetera.

Besondere Innovationskraft war in Bezug auf das Testverfahren gefragt. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden der UBS wich Netcetera vom Standardablauf ab und liess die Software noch während des Entstehungsprozesses testen. Die UBS-Banken-IT- und Steuerexperten und die Netcetera-Softwareentwickler arbeiteten simultan an Testfällen. Mit diesen automatisierten Tests wurde eine einfache Wiederholbarkeit der Testfälle geschaffen. Dieses Vorgehen ermöglichte eine zuverlässige Überprüfung der Funktionen, ein schnelles Changemanagement - um auf sich abzeichnende Änderungen der Anforderungen zu reagieren - sowie eine Real-Time-Fehlerbehebung. „Der validierte Testdurchlauf kam ohne signifikante Erhöhung der Test-Ressourcen aus“, sagt Thomas Zangerl, Co-Head of Software Engineering bei Netcetera. „Damit zahlte es sich mehrfach aus, diesen innovativen Ansatz hinsichtlich Test-Tooling und Prozessinnovation zu entwickeln“, so Zangerl.Die langjährige und konstruktive Geschäftsbeziehung zur UBS AG erleichterte dabei die Arbeit sehr. Die Bank passte die Organisation des Gesamtprojekts in die Planungsarchitektur von Netcetera ein. „Für uns war das ein enormer Vertrauensbeweis und ein zusätzlicher Ansporn, das Projekt anforderungs- und termingerecht umzusetzen“, sagt Zangerl. Und Hand in Hand geht die Zusammenarbeit im Projekt weiter: Netcetera übernimmt für die Bank den 3rd-Level-Support und die Implementation von weiteren, zumeist regulatorischen Anforderungen.

Partnerschaft seit 1996

  • ab 2013: partnerschaftliche Mitarbeit bei „Next Generation“-Themen
  • seit 2010: Übernahme von Wartung und Weiterentwicklung aller zentraler Client Advisor Workbenches
  • 2007: Entwicklung der Workbench für Finanzintermediäre
  • 2006: Mitarbeit an der Entwicklung der Kundenberater-Workbenches für Unternehmen
  • 2004: Business-Analyse und Mitarbeit bei der Realisierung der Finanzberatungsplattform FinTop
  • 2002: Entwicklung eines personalisierten Portals für Kundenberater im Firmenkundengeschäft
  • 2000: Webbasierte Preisstellungsapplikation für sämtliche in der Schweiz vergebenen Kredite mit direkter Refinanzierung
  • 1999: Interne Webapplikation (ImmoBe) zur Bewertung von Immobilien auf der Basis des Wüest & Partner-Indexes
  • 1997: Zentrale Datenintegrationsplattform Quotes Engine, die bankweit den XML Web-Service und CORBA-Service für Marktdaten zentralisiert

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