Netcetera: Von der Dienstleistung zum Produkt

In den vergangen 17 Jahren ist Netcetera kräftig von null auf 350 Mitarbeitende gewachsen – und zwar organisch aus eigener Kraft. Dies wird auch so bleiben. Allerdings will man sich von der Individualentwicklung mehr und mehr ins Produktgeschäft vorwagen und hat dabei auch das Ausland im Visier. Lesen Sie den Artikel "Vom Dienstleister zum Productizer" aus dem neu erschienenen "swiss made software"-Buch, das die Leistungen des Schweizer Softwaremarktes beleuchtet.

Auf sein Sabbatical im Silicon Valley angesprochen meinte Netcetera CEO Andrej Vckovski, es sei schön, sich an einem Ort aufzuhalten, wo Informatiker nicht als krumme Typen angesehen werden. Das mag übertrieben klingen. Und wenn die Schweizer Softwareszene inzwischen an Glamour gewonnen hat, so dürften Unternehmen wie Netcetera sicher ihren Teil dazu beigetragen haben.

So war Netcetera massgeblicher Geburtshelfer von Jazoon, der internationalen Entwicklerkonferenz in Zürich, die ein Programm der Extraklasse bietet. Aber auch am Hauptsitz von Netcetera in Zürich wird die Techie-Kultur à la San Francisco Bay Area gelebt. Das hauseigene Restaurant bietet Raum für regelmässige Debatten. Gearbeitet wird im Poolmodell. Teams werden flexibel und projektbezogen zusammengestellt. Es gilt die Jahresarbeitszeit, die auch an geteilten Arbeitstischen oder im Heimbüro erledigt werden kann.

Zudem hat man schon früh ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm eingeführt, um die Mitarbeitenden auch am langfristigen Unternehmenserfolg teilhaben lassen zu können. Davon haben rund ein Drittel der insgesamt 350 Mitarbeitenden Gebrauch gemacht. Dieses breite Aktionariat hat Netcetera nicht daran gehindert, in der Vergangenheit die richtigen strategischen Entscheidungen zu treffen. So begegnete man dem IT-Fachkräftemangel schon 2001 mit dem Aufbau einer Niederlassung in Skopje, Mazedonien. 2006 wagte man den Schritt in einen Exportmarkt - Dubai.

Auch auf der Angebotsseite hat sich Netcetera stark entwickelt. Eine Softwareboutique, die für Kunden wie Credit Suisse, UBS, SBB oder SIX Group Individuallösungen mit höchsten Qualitätsansprüchen realisiert, ist man zwar immer noch. Doch die Strategie, aus einmal entwickelten Lösungen mehrfach verwendbare und einfach adaptierbare Produkte zu schmieden, hat an Bedeutung gewonnen. Dazu zählen etwa das Mobile Banking, die Finanzberatungssoftware Target, die Nahverkehrs-Datenplattform Wemlin oder 3-D-Secure-Lösungen gegen Kreditkartenbetrug.

Basis der meisten Produkte bleibt das Dienstleistungsgeschäft. Dennoch wird heute schon früh darauf geachtet, welche Elemente das Potenzial zur Mehrfachverwendung haben und man sichert sich – auch zum finanziellen Nutzen des Auftraggebers – schon im Vorfeld die Rechte daran. Erprobt wurde dieses Vorgehen etwa mit der SBB: So ist man zur Lizenzierung der Fahrplankonstruktionslösung NeTS berechtigt. Auch beim jüngsten Produkt Mobile Banking App, die für den Bankensoftwarehersteller Finnova entwickelt wurde, hat man Ambitionen. Netcetera ist schon heute unangefochtener Marktführer bezüglich Mobile Banking in der Schweiz.

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