Payment Perspektiven 2022

Kundennutzen stärker im Fokus

Was wird das Jahr 2022 der Payment-Branche bringen? Mit welchen wichtigen Entwicklungen muss man sich auseinandersetzen und welche Trends zeichnen sich klar ab? Wo liegen die aktuellen Herausforderungen im E-Commerce und wie sind die Aktivitäten verschiedener Player zu bewerten, die sich mit neuen Verfahren jenseits der traditionellen Zahlungsmethoden beschäftigen? Ein kurzer Rückblick auf 2021 und darauf aufbauend ein fundierter Ausblick auf 2022.

Zu den wichtigsten Meilensteinen im vergangenen Jahr gehören die Verpflichtung zur Starken Kundenauthentifizierung im Rahmen der europäischen Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 im März, die Ankündigung der Entwicklung eines digitalen Euro durch die Europäische Zentralbank im Juli, und die Veröffentlichung der neuen Version EMV® 3-D Secure 2.3 Anfang Oktober. Interessant waren darüber hinaus die Entwicklung des Bitcoins und die Ankündigung von Mastercard zum Abschied von Maestro. Ein Blick auf die News von Mastercard und Visa offenbart zudem, wie stark die beiden Unternehmen inzwischen in die Bereiche Account-to-Account-Payments und Value Added Services investieren. Eine wichtige Rolle spielt schliesslich auch der Wunsch nach einer Stärkung der europäischen Souveränität im Zahlungsverkehr, die zum Beispiel mit der European Payments Initiative (EPI) erreicht werden soll.

Für 2022 sind in den folgenden acht Bereichen besonders spannende Entwicklungen zu erwarten:

  • Die Ausweitung der Tokenisierung auf weitere Anwendungen,
  • digitale Identitäten im Zusammenhang mit Payments,
  • eine Zunahme von Account-to-Account-Payments (A2A) und stärkere Unterstützung für Open Banking,
  • die europäische Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr,
  • Verbesserungen bei Conversion und Nutzerfreundlichkeit,
  • Value Added Services im Zusammenhang mit Payments,
  • wachsendes Interesse an Krypto-Währungen
  • und verstärkte Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit auch bei Payments.

 

Ausweitung von Tokenisierung und digitalen Identitäten

Die Tokenisierung wird bisher vor allem bei Kreditkarten genutzt, indem die reale Kartennummer durch eine andere Nummer (Token) ersetzt wird, um den Missbrauch echter Kartennummern zu verhindern. Dieses Prinzip lässt sich auch auf Wirtschaftsgüter (Immobilien, Aktien und andere Wertpapiere, Kunstgegenstände) und Geld anwenden. Sachwerte lassen sich ebenso durch Token darstellen wie Geldwerte. Solche Tokens können bei entsprechender Vertragsgestaltung (Smart Contracts) direkt untereinander getauscht und gehandelt werden.

Bei digitalen Identitäten werden bisher die Daten der Nutzer:innen von einzelnen Anbietern jeweils zentral gespeichert und verwaltet. Immerhin können Nutzer:innen ihre Identität bereits mit mehreren Instrumenten nachweisen. Es zeichnet sich aber klar ab, dass die Entwicklung in diesem Bereich hin zu sogenannten selbstsouveränen Identitäten (SSI) geht. Dabei kann jede:r Nutzer:in selbst über die Speicherung und Verwaltung der persönlichen Daten bestimmen. Dies führt zu einer deutlichen Ausweitung der Nutzerzahlen und der Anwendungsmöglichkeiten für digitale Identitäten.

 

Von Open Banking zu Open Finance

Bei der Öffnung von Schnittstellen bei den Banken wird es in diesem Jahr weitere Fortschritte geben. Die Berlin Group, in der wichtige europäische Kreditinstitute und Bankengruppen an Standardisierungs- und Harmonisierungsfragen zusammenarbeiten, hat im Dezember ihren Arbeitsplan zum „openFinance API Framework“ für 2022 veröffentlicht. Über die von der PSD2 bisher geforderten Schnittstellen-Öffnungen hinaus sind diverse Erweiterungen geplant. Diese betreffen zum Beispiel Push-Nachrichten an Kontoinhaber, Vorab-Reservierungen für zukünftige Zahlungen, zeitversetzte und wiederkehrende Zahlungen, den neuen Request-to-Pay-Service, die Initiierung von Konsumentenkrediten (BNPL, Buy Now Pay Later) sowie SEPA-Lastschriftmandate.

Die in diesem Rahmen entwickelten APIs (Application Programming Interface) sollen für einen effizienten und sicheren Datenaustausch sorgen. Ziel ist es, den Bankkund:innen eine grössere Auswahl an relevanten Services bieten zu können.

 

Stärkung der europäischen Payments-Souveränität

Zur Stärkung der europäischen Eigenständigkeit und Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr bestehen zwei Ansätze: die von Banken getragene European Payments Initiative (EPI) und den von der Europäischen Zentralbank gemeinsam mit den nationalen Zentralbanken angekündigten digitalen Euro.

EPI soll die Fragmentierung der europäischen Zahlungsverkehrslandschaft mit ihren vielen nationalen Lösungen überwinden. Dazu soll eine europaweite Zahlungslösung geschaffen werden, die auf der Kooperation wichtiger europäischer Länder basiert. Damit will man den amerikanischen und chinesischen Anbietern digitaler Zahlungslösungen mit globaler Bedeutung eine europäische Lösung entgegensetzen. Über EPI sollen alle Arten von Transaktionen in Geschäften, im E-Commerce, für Bargeldbezug sowie für Zahlungen zwischen einzelnen Personen (P2P) möglich sein. Clearing und Settlement sollen auf Basis von Instant Payment (SEPA Credit Transfer Inst, SCT Inst) erfolgen. Die Hürden bei der Umsetzung von EPI resultieren vor allem daraus, dass in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedliche Ausgangvoraussetzungen gegeben sind und für die beteiligten Banken kein unmittelbarer Business Case darstellbar ist.

Der digitale Euro soll ähnlich funktionieren wie Bargeld: Zugänglich für alle Verbraucher:innen und Unternehmen. Eine weitere Parallelität zum Bargeld: Er soll von der Europäischen Zentralbank gemeinsam mit den nationalen Zentralbanken ausgegeben und sein Wert garantiert werden. Ein Ziel ist es, damit die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft zu unterstützen. Nachdem die EZB das Projekt Mitte 2021 gestartet hat, soll der digitale Euro vermutlich 2025 starten.

 

E-Commerce: Noch mehr Nutzerfreundlichkeit

Die Corona-Krise sorgt dafür, dass immer mehr Verbraucher:innen immer mehr online einkaufen. Ein Ende des starken Wachstums im E-Commerce ist nicht absehbar. Allerdings gibt es immer noch Kaufvorgänge, die nicht erfolgreich abgeschlossen werden können – sei es, weil Kund:innen den Vorgang abbrrechen, eine Karte noch nicht für E-Commerce freigegeben, die Kartengültigkeit abgelaufen ist, oder eine Autorisierung an einem falschen CVV oder einer Limit-Überschreitung scheitert. Die PSD2 mit der Verpflichtung zur Starken Kundenauthentifizierung sorgt zwar für eine höhere Sicherheit, bringt aber immer noch Reibungsverluste mit sich.

Die Herausforderung, den Checkout im E-Commerce noch nutzerfreundlicher zu gestalten, bleibt also bestehen. Fortschritte versprechen gleich mehrere Instrumente, wie zum Beispiel die neue Version 3-D Secure 2.3, die Tokenisierung, der in mehreren europäischen Ländern bevorstehende Start von „Click to Pay“ oder „Delegated Authentication“. Für die Umsetzung hat Netcetera jeweils passende Lösungen entwickelt.

 

Profilierung durch Value Added Services

Wer sich mit seinem Angebot an Zahlungsarten im Wettbewerb profilieren will, sollte den Kund:innen Mehrwerte bieten. Die Herausforderung liegt hier vor allem darin, die für die jeweiligen Kund:innen wirklich relevanten Value Added Services zu identifizieren. In zwei Bereichen sind vielversprechende Entwicklungen zu beobachten.

Unter dem Stichwort „Buy Now Pay Later“ (BNPL) entstehen gerade neue Formen der Absatzfinanzierung, mit denen Banken verlorene Marktanteile zurückerobern können. Es liegt auf der Hand, auch Verbindungen mit Kreditkarten zu schaffen.

Im Rahmen der der allgemeinen Diskussion über Nachhaltigkeit nimmt das Interesse an digitalen Kassenbons zu. Immer mehr Verbraucher:innen finden es unpassend, wenn sie digital kontaktlos bezahlen und dann einen Papierbeleg dafür bekommen, der häufig noch nicht einmal recyling-fähig ist. Angesichts der vielfältigen Kassen-Landschaft bestehen dabei jedoch hohe Hürden für die erforderliche Standardisierung.

 

Green Payment wird zum Mainstream

Die allgemeine Diskussion über Umweltschutz und Nachhaltigkeit hat auch die Finanzbranche erreicht. So achtet zum Beispiel die Mehrheit der Millenials beim Einkaufen darauf, dass Anbieter von Waren oder Dienstleistungen nachhaltig arbeiten. Dies betrifft auch Investments und andere Finanzdienstleistungen. Es bestehen mittlerweile vielfältige Möglichkeiten, um die Nachhaltigkeit einzelner Angebote zu überprüfen. Es ist auch nicht auszuschliessen, dass Kreditinstitute zukünftig durch Regulierungen zu mehr Nachhaltigkeit bewegt werden.

 

Das Webinar zum Thema:

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Note:
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