Mobile Payment aus Banken-Sicht

Eigene App oder Apple Pay und Google Pay?

Mobile-Banking-Apps sind für Banken aktuell der wichtigste Kanal, um in Kontakt mit ihren Kunden zu bleiben. Die Kunden erwarten von solchen Apps allerdings mehr Funktionalitäten als nur Kontostandabfragen und Überweisungsmöglichkeiten. Aus Kundensicht sind zum Beispiel Features zur Kontrolle von Zahlungen, Karten-Management oder eben auch Mobile Payment besonders interessant.

Erste Lösungen für Mobile Payment gab es bereits vor gut 20 Jahren. Es handelte sich allerdings um einige wenige Insellösungen für bestimmte Anwendungen, wie elektronische Tickets oder Parkscheine. Über mehrere Zwischenschritte kam es dann 2015 zur Entwicklung der Host Card Emulation (HCE, zentraler Service zur Bereitstellung digitalisierter Karten), wodurch Mobile Payment endlich unabhängig vom Telekommunikationsanbieter und von der Smartphone-Marke wurde. Damit war der entscheidende Durchbruch geschafft.

Der Trend zu Mobile Payment entwickelt sich steil nach oben

Die Corona-Krise hat einen starken Schub für digitales Bezahlen ausgelöst. Davon profitieren kontaktlose Karten ebenso wie Mobile Payment-Lösungen. Die Zahl der Apple Pay-Nutzer ist schon vor Corona von September 2018 bis September 2019 weltweit um mehr als 50 Prozent auf insgesamt 441 Millionen gestiegen. Grund genug für jeden Issuer, sich intensiv mit seiner eigenen Mobile Payment-Strategie zu beschäftigen.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die grundsätzliche Überlegung, ob man seinen Kunden Apple Pay und Google Pay (OEM-Pays) oder eine eigene App auf HCE-Basis anbieten will. Die OEM-Pays bieten zwar eine gute Nutzererfahrung bei der Registrierung und bei den Bezahlvorgängen, aber nur eingeschränkte Möglichkeiten der Karten- und Transaktionskontrolle für die Kunden. Dazu kommt bei Google, dass dort die Kundendaten für Werbezwecke genutzt werden. Bei Apple ist noch nicht klar absehbar, ob und wie weit das Unternehmen sich als Wettbewerber zu Banken positionieren will.

Wer Kunden mit iPhone Mobile Payment anbieten will, kommt allerdings an Apple Pay nicht vorbei. Dafür verlangt Apple von den Issuern Gebühren. Wie unlängst eine Quelle offengelegt hat, sollen diese Gebühren in der Schweiz für POS-Transaktionen 0,12 Prozent und für e-Commerce-Transaktionen 0,17 Prozent vom Umsatz betragen. Dazu kommen 1,10 Schweizer Franken pro Jahr für jeden Token. Bei einem grossen Issuer können da bis zu zwei Millionen Schweizer Franken pro Jahr auf der Rechnung stehen. Man muss jedoch zugestehen, dass die iPhone-Besitzer überdurchschnittlich viel mobil bezahlen, so dass Apple Pay trotz der Kosten dennoch für einen Issuer interessant sein kann, zumal auch der normale Kartenumsatz bei Verwendung von Mobile Payments typisch ansteigt.

Bank-eigene Mobile Payment-Lösung mit vielen Vorteilen

Eine eigene Mobile Payment-Lösung für Android-Smartphones bietet Banken eine ganze Reihe von Vorteilen: Als Issuer können sie das Design selbst bestimmen und alle Funktionalitäten kontrollieren, die den Kunden angeboten werden. Ausserdem behalten sie die Hoheit über die Kunden-Schnittstelle und können darüber beispielsweise Up-Selling betreiben. Eine eigene Lösung lässt sich auch in eine bereits vorhandene Mobile-Banking-App oder Card-Management-App integrieren. Und schliesslich bleiben sämtliche sensiblen Daten bei der Bank, die das Vertrauen ihrer Kunden geniesst.

Technische Basis für alle modernen Arten des Mobile Payment ist die Tokenisierung. Dabei wird die ursprüngliche Kartennummer durch eine andere Nummer (Token) ersetzt. Dieser Token wird dann in der Wallet im Smartphone gespeichert. Wer als Bank ein eigenes Mobile Payment anbieten will, benötigt dazu eine Issuer Token Requestor ID (TRID) und eine Issuer Wallet ID (WID). Damit erfolgt die Identifizierung gegenüber den Token-Services der grossen Kartenorganisationen, die die digitalen Karten zur Verfügung stellen. Für die Anforderung eines Tokens sind zwei Wege vorgesehen. Beim „Yellow Path“ wird eine Authentifizierung des Kunden z.B. durch ein OTP (One-Time-Password) per SMS durchgeführt. Beim „Green Path“ erfolgt die Token-Anforderung automatisch durch die Issuer-App.

Die erforderliche Technik steht zur Verfügung

Netcetera hat mit dem ToPay Digital Payment Service Hub eine Lösung entwickelt, mit der Banken ihre Mobile Payment-Strategie auf der Basis aller Arten von Debit- und Kreditkarten umsetzen können – und zwar sowohl mit Apple Pay und Google Pay als auch mit einem Bank-eigenen Angebot. Issuer durchlaufen dazu entsprechende Integrations-Projekte mit den betreffenden Kartenorganisationen und stellen Netcetera die erforderlichen Payment-Parameter zur Verfügung. ToPay unterstützt verschiedene Karteninhaber-Verifikations-Methoden (CVM / Cardholder Verification Method) und lässt sich flexibel konfigurieren, zum Beispiel um Kleinbetragszahlungen ohne CVM abwickeln zu können. Dabei geht Netcetera in Sachen Sicherheit über die Anforderungen der Kartenorganisationen hinaus, ohne dabei die Nutzerfreundlichkeit einzuschränken.

Kurt Schmid: „Mobile Payment ist die nächste Generation der Kontaktlos-Zahlung. Die Möglichkeiten, mit biometrischen Verfahren die Sicherheit am eigenen Gerät zu gewährleisten, macht Smartphones nutzerfreundlicher als Kontaktlos-Karten – ganz abgesehen von der besseren Hygiene. Die meisten Kunden empfinden es heute als selbstverständlich, dass ihre Bank ihnen Mobile Payment anbietet.“

Lernen Sie mehr darüber wie Kartenherausgeber ihren Kunden mobiles Bezahlen anbieten können im Webinar "How to bring mobile payments to the POS: Issuer Pays and OEM Pays explained for issuers" von Kurt Schmid, Marketing & Innovation Director Secure Digital Payments bei Netcetera, und Andreas Halbmayr, Senior Product Manager Secure Digital Payment bei Netcetera.

 

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