Was bedeutet die Öffnung von Apples NFC für den Digital Banking Markt?

Seit der Einführung von Apple Pay im Jahr 2014 hat Apple jede der vielen Milliarden kontaktlosen Zahlungen, die in der Europäischen Union mit einem iPhone getätigt wurden, kontrolliert. Wenn Kund:innen ihr Apple-Gerät zum Bezahlen verwenden wollten, mussten sie Apple Pay nutzen. Doch das hat sich geändert.

 

Im Juli 2024 hat sich Apple mit der Europäischen Kommission darauf geeinigt, seine NFC-Technologie für Drittentwickler im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum zu öffnen. Und dieser regulatorische Wandel wird grosse Auswirkungen auf den Digital Banking Markt haben.

Wichtige Punkte:

  • Apple hat seine NFC-Technologie für Drittentwickler im gesamten EWR geöffnet und damit die exklusive Kontrolle von Apple Pay über kontaktlose Zahlungen auf iPhones beendet
  • EU-Banken können nun eigene Wallet-Lösungen unter ihrer Marke entwickeln, um direkt mit Apple Pay und Google Pay zu konkurrieren und gleichzeitig die Kundenbeziehung und Transaktionsdaten zu behalten
  • Das ToPay Mobile Wallet von G+D Netcetera ermöglicht es Banken, NFC-fähige Zahlungs-Apps schnell zu lancieren, ohne komplexe Infrastruktur von Grund auf bauen zu müssen

nfcarticle2

Wie wirkt sich Apples NFC-Öffnung auf das Digital Banking in Europa aus?

Bisher musste jede Tap-to-Pay-Transaktion über Apple Pay laufen. Das gab Apple die vollständige Kontrolle über die Customer Experience und gewährte Zugang zu wertvollen Transaktionsdaten. Jetzt aber hat Apple den NFC-Zugang für Mitbewerber geöffnet.

In Europa können Unternehmen die NFC-Technologie von Apple kostenlos über Host Card Emulation (HCE) nutzen. Dies umfasst alles von Zahlungen und öffentlichem Verkehr bis hin zu Treueprogrammen und digitalen Identitätslösungen. Ausserhalb Europas müssen Unternehmen Gebühren an Apple zahlen und stattdessen deren Secure-Element-Technologie verwenden.

Der europäische Ansatz erlaubt eine breitere Nutzung über einfache Zahlungen hinaus. Banken können Apps entwickeln, die den öffentlichen Verkehr, Treuekarten und digitale Identitätsverifizierung abdecken – alles mit derselben NFC-Technologie.

Entscheidend ist: Tap-to-Pay ist in Europa nicht mehr exklusiv Apple Pay vorbehalten. Jedes konforme Wallet kann nun kontaktlose Zahlungen auf iPhones im gesamten EU-Raum anbieten.

Wer nutzt diese Chance bereits?

Während viele Banken und Zahlungsdienstleister noch an ihrer Strategie arbeiten, haben einige bereits Fortschritte gemacht.

 

Vipps MobilePay: First Mover in Skandinavien

Im Dezember 2024 wurde Vipps MobilePay zum ersten Drittanbieter-Wallet, das nach der Öffnung der NFC-Technologie durch Apple kontaktlose Zahlungen auf iPhones ermöglichte. Es wurden bereits über eine Million kontaktlose Zahlungen abgewickelt und das Unternehmen expandiert nach Dänemark, Finnland und Schweden.

 

PayPal und Curve als frühe Anwender

Im Mai 2025 lancierte PayPal Tap-to-Pay auf dem iPhone in Deutschland, mit Fokus auf NFC-Mastercard-Transaktionen. Curve folgte im Mai 2025 mit ihrem iOS-Start und positionierte sich als „das erste voll funktionsfähige Drittanbieter-Wallet mit NFC-Tap-to-Pay-Zugang im gesamten EWR“ mit kontaktlosen Zahlungen und Echtzeit-Einblicken in die Ausgaben.

 

Traditionelle Banken steigen ein

Einige traditionelle Banken haben ebenfalls schnell reagiert. Volksbank und Raiffeisenbank planen, ihre VR-Banking-App bis September 2025 in ein iPhone-Wallet umzuwandeln, sodass deutsche Girocard-Nutzer ohne Apple Pay per Tap-to-Pay bezahlen können.

 

WERO: Die ambitionierte Digital-Wallet-Initiative der EU

Die wohl ambitionierteste Reaktion kommt jedoch von WERO, dem europäischen Digital Wallet, das von der European Payments Initiative getragen wird. Seit dem Start im Juli 2024 hat WERO über 40 Millionen registrierte Nutzer:innen in Deutschland, Frankreich und Belgien gewonnen. Ziel dieses Digital Wallets, das von der European Payments Initiative (EPI) entwickelt wurde, ist es, einen neuen, einheitlichen Standard für Online-Zahlungen in Europa zu schaffen und die Abhängigkeit von amerikanischen Tech-Unternehmen wie Apple zu verringern – einschliesslich der Ermöglichung von NFC-Zahlungen im Geschäft bis 2026.

Wie wird sich das auf den digitalen Zahlungsmarkt auswirken?

Im Hintergrund sorgt ein ganzes Ökosystem von Unternehmen dafür, dass diese neuen Zahlungslösungen möglich werden. Technologieanbieter wie G+D Netcetera bieten Lösungen, die Banken und Fintechs helfen, NFC-fähige Payment-Apps zu entwickeln, ohne bei null beginnen zu müssen.

Das ToPay Mobile Wallet von G+D Netcetera bietet zum Beispiel eine umfassende Lösung, die mehrere Zahlungsmethoden unterstützt, einschliesslich NFC-kontaktloser Zahlungen, und ist damit kompatibel mit den neuen Möglichkeiten, die sich durch die Öffnung von Apples NFC ergeben. Das befähigt Banken, eigene Wallet-Lösungen unter ihrer Marke schnell zu lancieren, ohne die komplexe Infrastruktur selbst aufzubauen.

Das ist wichtig, weil die technische Komplexität beim Aufbau von Zahlungslösungen für einzelne Banken eine grosse Herausforderung darstellen kann. Durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Technologieanbietern können sich Banken auf das Kundenerlebnis konzentrieren und die technische Infrastruktur den Expert:innen überlassen.

"Die Öffnung von NFC durch Apple schafft ein einmaliges Zeitfenster für Banken, um den ‚Top-of-Wallet‘-Status zu erreichen – also zur bevorzugten Zahlungsmethode der Kund:innen zu werden. Die App oder Wallet-Lösung sollte diese Chance nutzen, um direkte Kundenbeziehungen aufzubauen. Wenn Sie noch keine solche Lösung haben, ist jetzt der Moment, Ihre Optionen zu prüfen.“

Michal Parso

G+D Netcetera’s ToPay Mobile Wallet product manager

Was bedeutet das für die Markttrends?

  • Digitale Wallets werden voraussichtlich von 14 % des Transaktionswerts am Verkaufspunkt im Jahr 2024 auf 27 % bis 2030 in Europa wachsen – also fast eine Verdopplung in nur sechs Jahren.
  • Die NFC-Technologie ist viel populärer geworden als QR-Codes und dominiert in den meisten westeuropäischen Märkten. Selbst in Dänemark, wo QR-Codes aktuell mit 59 % dominieren, wird ein Rückgang auf 49 % bis 2029 prognostiziert.*
  • Menschen ändern auch die Art und Weise, wie sie ihre Digital Wallets nutzen. In Ländern wie Belgien, Frankreich und Polen verbinden immer mehr Nutzer:innen ihre Wallets direkt mit dem Bankkonto statt mit einer Kreditkarte – ein Trend, der traditionellen Banken zugutekommen könnte, da er die direkte Kundenbeziehung stärkt.

WERO ist ein weiteres Beispiel für Europas Bestreben, sein eigenes Zahlungssystem zu gestalten. WERO ist nicht nur eine Zahlungs-App, sondern Teil der umfassenderen Strategie Europas zur Erreichung der sogenannten „Payment Sovereignty“ – also der digitalen Souveränität im Zahlungsverkehr – und der Reduzierung der Abhängigkeit von amerikanischen Plattformen. Das System funktioniert auch parallel zu lokalen Zahlungssystemen wie Bizum in Spanien (26 Millionen Nutzer) und BLIK in Polen (18,5 Millionen aktive Nutzer).

*Berechnung basiert auf zwei Studien von Juniper Research: Global Digital Wallets Market Data 2024–2029 (Transaktionsvolumen mobiler Wallets im stationären Handel) und QR Payments 2025–2029 (Gesamtanzahl QR-Code-Zahlungen im Einzelhandel).

Was könnte die Öffnung von Apples NFC für Ihre Bank bedeuten?

Die Entscheidung von Apple, den NFC-Zugang zu öffnen, könnte die grösste Veränderung im Mobile Payment seit der Einführung von Apple Pay darstellen. Und diese regulatorische Änderung bietet Ihrer Bank sowohl grosse Chancen als auch echte Herausforderungen.

Chancen

Zum ersten Mal seit Jahren können Sie direkt mit Apple Pay und Google Pay auf deren eigenen Plattformen konkurrieren. Sie können jetzt eine eigene, markeneigene Zahlungslösung entwickeln, die Ihre Kund:innen in Ihrem eigenen Ökosystem hält, statt sie an die Techgiganten zu verlieren.

nfcarticle1

Ihre eigene Wallet-Lösung kann wertvolle Einblicke in das Kundenverhalten, Ausgabemuster und finanzielle Bedürfnisse bieten. Diese Daten können Sie nutzen, um personalisierte Services, gezielte Beratung und passende Produktangebote zu erstellen.

Sie können auch Ihre Abhängigkeit von grossen Technologieanbietern verringern. Statt Gebühren an Apple oder Google zu zahlen und die Kontrolle über die Kundenbeziehung zu verlieren, können Sie direkte Verbindungen zu Ihren Kund:innen aufbauen und potenziell neue Einnahmequellen durch Premium-APIs oder zusätzliche Funktionen erschliessen.

Sie können sich auch mit nationalen Zahlungssystemen integrieren, die in Ihrem Markt bereits etabliert sind. Zum Beispiel hat Bizum in Spanien 26 Millionen Nutzer:innen mit einer Durchdringung von 60 % bei der Bevölkerung, die Digital Banking nutzt,, und BLIK in Polen hat 18,5 Millionen aktive Nutzer:innen und ist für fast die Hälfte aller mobilen Banktransaktionen im Land verantwortlich.

Herausforderungen

Der Aufbau und die Lancierung einer wettbewerbsfähigen Zahlungslösung erfordern erhebliche Investitionen. Sie müssen mit Technologiepartnern zusammenarbeiten, sicherstellen, dass Ihre Lösung alle drei Hauptanwendungsfälle abdeckt (P2P, POS und E-Commerce), und Kund:innen davon überzeugen, etwas Neues auszuprobieren.

Aber die grösste Herausforderung könnte das Timing sein. Unternehmen wie Vipps MobilePay, PayPal und Curve sichern sich bereits Marktanteile und beeinflussen das Nutzerverhalten. Je länger Sie warten, desto schwieriger wird es, mitzuhalten.

Um erfolgreich zu sein, brauchen Sie den richtigen Technologiepartner. Die Komplexität beim Aufbau sicherer, konformer Zahlungslösungen bedeutet, dass die meisten Banken von der Zusammenarbeit mit etablierten Anbietern profitieren, die sowohl die technischen Anforderungen als auch das regulatorische Umfeld verstehen.

 

Möchten Sie erfahren, wie G+D Netcetera Ihrer Bank helfen kann, das Potenzial der NFC-Öffnung von Apple zu nutzen und eine eigene, konkurrenzfähige Zahlungslösung zu entwickeln? Nehmen Sie Kontakt mit unseren Expert:innen auf.

Weitere Stories

Zu diesem Thema