Die Empfehlung der Europäischen Kommission 2024/1101 legt nahe, dass alle Systeme, die sensible Daten verarbeiten, bis 2030 auf Post-Quanten-Kryptografie umgestellt werden sollen. Zudem verlangt der Digital Operational Resilience Act (DORA), der im Januar 2025 in Kraft trat, bereits quantensichere Datenverarbeitung als Teil von Resilienzanforderungen.
Der empfohlene Zeitplan sieht wie folgt aus:
- Abschluss eines kryptografischen Inventars bis 2025: Identifikation und Dokumentation aller kryptografischen Assets, Protokolle und Systeme – insbesondere jener, die sensible Informationen schützen.
- Beginn hybrider Testansätze bis 2026: Pilotprojekt hybrider kryptografischer Lösungen (Kombination aus klassischen und post-quantenfähigen Algorithmen), um Kompatibilität und Sicherheit während der Übergangsphase sicherzustellen.
- Vollständige Migration bis 2030: Umsetzung der vollständigen Umstellung auf Post-Quanten-Kryptografie – insbesondere in kritischer Infrastruktur und im öffentlichen Sektor.
Die Network and Information Systems Cooperation Group (NIS) soll bis April 2026 den finalen europaweiten Migrationsfahrplan veröffentlichen. Dieser soll klare technische Anforderungen und Leitlinien für Behörden und Betreiber kritischer Infrastrukturen wie Zahlungsnetzwerke liefern. Die Zeitleiste soll eine sanfte, planbare Umstellung ermöglichen – ähnlich wie die PSD2-Umsetzung im Finanzsektor.
Viele Organisationen warten jedoch nicht auf regulatorischen Druck. Santander leitet Europols Quantum Safe Financial Forum (QSFF), in dem sich über 35 Institutionen, darunter Barclays, BNP Paribas und Mastercard, zur Koordination des Übergangs zusammenschliessen.
Im Juni 2023 testete die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) im Rahmen von Project Leap erfolgreich quantensichere Kommunikationskanäle zwischen der Banque de France und der Deutschen Bundesbank – mittels simulierten Zahlungsnachrichten über ein quantenresistentes Netzwerk. Obwohl keine realen Finanzdaten genutzt wurden, konnte die BIS die technische Machbarkeit quantensicherer Finanzkommunikation nachweisen.
Auch Worldline, das einzige Zahlungsunternehmen im NIST-Standardisierungsprozess, zeigt, wie Innovationskraft im digitalen Banking steigt, wenn regulatorische und wettbewerbliche Kräfte ineinandergreifen.