Auf dem Trend-Radar für Digital Payment erscheinen eine ganze Reihe von Schlagwörtern – von Biometrischen Zahlungen über digitale Wallets, Tokenisierung und Digitale Zentralbankwährungen (CBDC) bis hin zu aktuellen Techniken der Risikoanalyse und Real Time Payments. Um hier nicht den Überblick zu verlieren, ist eine Priorisierung sinnvoll: Aktuell stehen besonders die Themen „Identifikation und Authentifikation im Banking“, „Transaktions-Risiko-Management“, „Open Banking“ und „E-Commerce Netzwerk-Tokenisierung“ im Vordergrund.
Die Bank J.P.Morgan nennt in einer Studie fünf Bereiche, die die Zukunft des Payment entscheidend beeinflussen werden: Plattform, Online, Wallets, Embedded und Real Time – kurz: P O W E R. Bei „Embedded“ geht es darum, dass Zahlungsmethoden für eine möglichst reibungslose Nutzererfahrung in immer mehr Kaufvorgänge und Geräte eingebettet werden, sei es zum Beispiel in Connected Cars oder in Wearables. Dabei spielen unter anderem auch Zusatzdienstleistungen, die die reine Abwicklung von Transaktionen aufwerten, eine wichtige Rolle. Hier sieht die Bank enormes Wachstumspotenzial.
J.P. Morgan sieht im eCommerce ein weiteres Wachstum: "Durch die Pandemie haben sich die jährlichen Einzelhandelsumsätze weltweit im Wert von 5 Billionen Dollar von offline auf online verlagert, und diese Verlagerung wird wahrscheinlich anhalten. So waren im Jahr 2020 etwa 40 % der Online-Shopper von Lebensmitteln Erstnutzer:innen, von denen 90 % eine positive Erfahrung gemacht haben und wahrscheinlich wiederkommen werden.”Sowohl die von uns befragen Kunden als auch unsere Netcetera Expert:innen sehen folgende Trends im eCommerce: Im Bereich „Online“ werden die Authentifizierungsmethoden, bei denen bisher zwischen Online-Banking und Online-Payment noch Unterschiede bestehen, künftig zusammenwachsen. Dabei wird 3-D Secure weiterhin die bevorzugte Technologie bleiben. Für die Authentifizierung werden absehbar vor allem biometrische Verfahren zum Einsatz kommen, die auf den FIDO-Standards (Fast Identity Online) basieren.
Die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (pwc) sieht sechs übergeordnete Trends, die die Zukunft des Payment bestimmen werden. Dazu gehört vor allem die zunehmende Nutzung von digitalen Wallets. Die Berater gehen davon aus, dass Mobile-Payment-Methoden bis 2024 jährlich ein Wachstum von rund 23 Prozent verzeichnen werden. Die Akzeptanz der Wallets wird unter anderem durch QR Codes und Open Banking vorangetrieben. Einfachheit und Bequemlichkeit sorgen dafür, dass digitale Wallets zum bevorzugten Kontaktpunkt und bisherige Banking-Interfaces sowie Karten ablösen werden. Auch die Initiierung von Payments wird sich weg von Karten und Konten hin zu digitalen Wallets bewegen.
Dies wird allerdings nicht dazu führen, dass die sogenannten Bigtechs, wie Apple oder Google, die Kundenschnittstellen in naher Zukunft dominieren und Banken den direkten Kontakt zu ihren Kund:innen verlieren werden. Dazu muss es den Banken gelingen, dynamisch auf die Veränderungen des Wettbewerbs zu reagieren.
Wie sich die Bedeutung von Karten im Payment-Mix verändern wird, ist auch Thema des aktuellen „FIS Worldpay Global Payment Report“. Für den E-Commerce in Europa erwartet der Report bis 2025 ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 14 Prozent, wobei Karten nur ein Wachstum von durchschnittlich 11 Prozent verzeichnen werden. Damit wird der Marktanteil von Karten im E-Commerce von 43 Prozent im Jahr 2021 auf 38 Prozent im Jahr 2025 zurückgehen. Am physischen POS soll der Marktanteil der Karten im selben Zeitraum von 61 Prozent auf 57 Prozent sinken. Von allen Zahlungsmethoden am POS traut der Report Mobile Wallets und BNPL (Buy Now Pay Later, z.B. Zahlung auf Rechnung oder Ratenkauf) die größten Wachstumschancen zu.
Die entscheidende Frage aus unserer Sicht wird sein, wie Zahlungen per Wallet oder BNPL Verfahren in Zukunft „finanziert“ werden. Das heisst, wird das Bezahlmittel im Hintergrund eine Karte oder ein Konto sein? Deshalb ist wichtig auch zu verstehen, wie sich Zahlungen per Kontotransfer entwickeln werden.
Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen International Data Corporation (IDC) ist davon überzeugt, dass die Abwicklung von Zahlungsvorgängen in Echtzeit (Real Time Payments, Instant Payments) sowohl Innovationen als auch die Nutzererfahrung im Payment entscheidend voranbringen wird. Eine Studie von Juniper Research zeigt, dass die Nutzung von Instant Payments insbesondere in Asien bereits weit fortgeschritten ist. Als Chancen für Instant Payments nennt die Studie vor allem Schnelligkeit und Kostenvorteile.
Konkrete Anwendungen von Real Time Payments wären zum Beispiel die Auslösung einer Zahlung am POS per Wallet mit einem QR-Code oder die Nutzung von Instant Payments im E-Commerce. Dafür benötigt es ein auf Instant Payments basiertes Scheme, dass die Akzeptanz solcher Zahlungen regelt, um damit zu der Einfachheit von Kartenzahlzungen aufschließen zu können. Deshalb ist zu erwarten, dass in Ländern mit guter Abdeckung von Kartenzahlungen die Real Time Payments eher einen Platz für die Zahlungsabwicklung im Hintergrund finden werden.