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Digital Banking Trends und Perspektiven

Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für Banken

Die Digitalisierung bringt für das Banking eine ganze Reihe von Herausforderungen und auch Chancen mit sich. Wichtig dabei ist es, die aktuellen Trends im Blick zu behalten und sich mit neuen Technologien, regulatorischen Rahmenbedingungen und veränderten Kundenbedürfnissen auseinanderzusetzen. Kurt Schmid, Managing Director Digital Banking bei Netcetera, gibt einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen.

Die Themen, die mit der Digitalisierung im Banking im Zusammenhang stehen, reichen von Open Banking und Realtime Payments über Super Apps und digitale Zentralbankwährungen bis hin zu Sustainable Banking und dem Einsatz künstlicher Intelligenz.

PSD3 bildet Rahmen für Digital Banking

Einen wichtigen Rahmen für Digital Banking bildet die europäische Zahlungsdiensterichtlinie PSD, die sich gerade in der Überarbeitung befindet und in der PSD3 münden wird. Dabei geht es unter anderem um eine stärkere Standardisierung der Schnittstellen für den Kontozugang (Access to Account). Dafür hat das European Payments Council (EPC) das SEPA Payment Account Access (SPAA) Scheme Rulebook entwickelt. Sogenannte Asset Holders können Transaktionsdaten an Asset Brokers gegen eine Gebühr bereitstellen - die Zustimmung des betreffenden Kunden vorausgesetzt. Damit wird ein Schritt von Open Banking zu Open Finance möglich, da Daten als Werte betrachtet werden.

Darüber hinaus sind in der PSD3 auch weitere regulatorische Änderungen im Bereich der Limite von Kontaktloszahlungen sowie der Delegation an digitalen Wallets zu erwarten. Auch das Thema starke Kundenauthentifizierung (SCA, Strong Customer Authentication wird sicher nachgeschärft.

Digitaler Euro mit noch vielen Herausforderungen

Beim digitalen Euro kann man aktuell davon ausgehen, dass er zwischen 2026 bis 2028 zu erwarten ist. In einem ersten Schritt soll er als digitale Ergänzung zum Bargeld für Privatkunden starten. Wie stark dies das Geschäft der Banken beeinflussen wird, lässt sich im Moment kaum abschätzen, weil noch so viele Detailfragen zu klären sind. Dies betrifft unter anderem welche Verantwortung dabei Geschäftsbanken und Händler haben, aber vor allem welchen Kundennutzen erzeugt wird, um diesen zu überzeugen. Es wird auch relevant sein, ob Apple die NFC-Schnittstelle für einen digitalen Euro öffnen muss, um bequeme Zahlungen per Tap zu ermöglichen.

Parallel zum klassischen Central Bank Digital Currency (CBDC) Ansatz eines digitalen Euro wird auch über ein programmierbaren Giralgeld-Token nachgedacht: Ein Commercial Bank Money Token (CBMT), würde es im Geschäftsbereich erlauben, Zahlungen an Lieferungen zu koppeln und komplexere Payment Abwicklungen zu unterstützen.

Kundenwunsch: Nachhaltigkeit

Die allgemeine Diskussion über Umweltschutz und Nachhaltigkeit hat auch die Finanzbranche erreicht. Laut einer aktuellen Umfrage halten 46 Prozent der Deutschen das Engagement von Unternehmen in Sachen ESG (Environmental, Social, Governance) für ein wichtiges Investitionskriterium. Und 28 Prozent der Deutschen würden den Service ihrer Bank nutzen, um den CO2-Fussabdruck ihrer Einkäufe nachvollziehen zu können. Anbieter wie etwa Doconomy aus Schweden ermittelt auf Basis der Transaktionsdaten den Verbrauch von CO2 oder Wasser. Dies ist nur ein Beispiel dafür, welche Chancen die Digitalisierung bietet, auf bestimmte Kundenbedürfnisse einzugehen.

Eine weitere Chance liegt darin, Angebote und Services besser auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen auszurichten. Denn die Strategie „Ein Produkt für alle Kunden“ verspricht keinen Erfolg mehr. Dies wird schon deutlich, wenn man eine Differenzierung nach Altersgruppen vornimmt – von Kindern über die Generationen Z, Y und X  bis hin zu „Silver Agern".

Die Strategie „Ein Produkt für alle Kunden“ verspricht keinen Erfolg mehr. Dies wird schon deutlich, wenn man eine Differenzierung nach Altersgruppen vornimmt – von Kindern über den Generationen Y, Z und X, bis hin zu „Silver Agern".

Künstliche Intelligenz: Möglichkeiten und Hindernisse

Die künstliche Intelligenz (AI, Artificial Intelligence) gewinnt auch im Banking immer mehr Bedeutung. Mit ihrer Hilfe lassen sich zum Beispiel Kredit-Scoring und Risiko-Steuerung sowie Missbrauchsprävention verbessern. Leider wird die künstliche Intelligenz auch von der Täterseite stärker verwendet: Im Bereich des Cyber Crime werden mit immer raffinierteren AI-gestützten Phishing-Attacken oder Erzeugen von gefälschten Bildern und Dokumenten das Niveau des Betrugs angehoben.

Neuer ist der Einsatz von Generative AI wie Large-Language-Models. Spätestens seit ChatGPT ist ersichtlich, auf welchem beeindruckenden Niveau das Verstehen und Erzeugen von Text ist. So könnte ein Einsatz für personalisierter Kundenservices und virtueller Assistenten zur Beratung sehr effizient sein, man stösst allerdings auch auf einige Hindernisse: Ergebnissen die überzeugend präsentiert werden, können dennoch fehlerhaft sein bzw. nicht der Compliance der Bank entsprechen. Auch der Datenschutz muss berücksichtigt werden, da personenbezogene Information eines Bankkunden nicht bei Anbietern wie OpenAI landen soll.

Digitale Identitäten und Super Apps: Verschiedene Modelle

Digital Banking beginnt damit, die Kunden digital zu identifizieren. Dafür gibt es in jedem europäischen Land unterschiedliche gesetzliche Vorgaben. Dabei haben sich vier verschiedene Modelle für digitale Identitäten entwickelt: In den skandinavischen Ländern spielen die Banken eine führende Rolle. Ebenso in Österreich, wo die Banken gerade dabei sind, die „ich.app“ in den Markt zu bringen. In Deutschland und in Belgien sind mit Verimi und itsme kooperative Modelle entstanden, bei denen Unternehmen aus verschiedenen Branchen zusammenarbeiten. Daneben will die EU-Kommission eine europaweite digitale Identität (EU Digital Identity) einführen. Schliesslich wird auch noch an einem dezentralen Modell gearbeitet: Beim Konzept der Self Souvereign Identity (SSI) steht im Vordergrund, dass jeder Inhaber einer digitalen Identität selbst darüber entscheiden kann, wem und in welchem Umfang er den Zugriff darauf erlaubt.

Eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung spielen Apps. Hier stellt sich immer die Frage, wie viele verschiedene Funktionalitäten eine App bieten sollte. In Deutschland setzen die meisten Banken auf mehrere Apps, zum Beispiel eine App für Mobile Banking und eine andere App für Mobile Payment. In Asien sind dagegen sogenannte Supers Apps dominierend, die sehr viele Funktionen vereinen – von Messaging über Social Networking bis hin zu Shopping, Loyalty, Banking und Payment. WeChat und Alipay in China, Grab in Südost-Asien sind dafür Beispiele.

Eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung spielen Apps. Hier stellt sich immer die Frage, wie viele verschiedene Funktionalitäten eine App bieten sollte.

Banken werden zu smarten Ratgebern

Die Digitalisierung wird das Banking sehr nachhaltig verändern. Von Bill Gates stammt das Zitat: „Wir überschätzen immer die Veränderungen, die wir für die nächsten zwei Jahre erwarten, und wir unterschätzen die Veränderungen, die in den nächsten zehn Jahren auf uns zukommen. Dadurch sollte man sich nicht zu Untätigkeit verführen lassen.“

Banken können mit Hilfe der Digitalisierung und dem vermehrten Einsatz von Artificial Intelligence immer gezielter und individueller auf Kundenwünsche eingehen und sich mit innovativen Produkten und Services als smarte Ratgeber in allen Finanzfragen und Lebenssituationen positionieren. Die Zukunft ist nicht nur einfache Bereitstellung von Transaktionen sondern kontextbezogen für den Kunden die nächste beste Interaktion zu erzielen.

 

 

 

 „Die Banken sollten die Chance nutzen, die Digitalisierung auf ein neues Niveau zu bringen, um auch künftig für die gestiegenen Kundenherausforderungen gerüstet zu sein. Netcetera bietet ihnen dafür eine breite Palette an Lösungen.“

Kurt Schmid

Managing Director Digital Banking, Netcetera

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